Psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen in familienrechtlichen Verfahren
Empirische Analysen aus psychologischen Sachverständigengutachten
Abstract
Zusammenfassung.Zielsetzung: Ziel dieser Untersuchung ist es, Häufigkeiten psychischer Auffälligkeiten und Verteilungen nach zugrunde liegenden familienrechtlichen Fragestellungen bei familienpsychologisch begutachteten Kindern und Jugendlichen an einer umfassenden Stichprobe zu ermitteln. Methode: Grundlage für die Erhebung sind 298 psychologische Sachverständigengutachten, die im Zeitraum von 2008 bis 2012 an einem Bremer Gutachteninstitut erstellt wurden. Dies ergibt eine Gesamtstichprobe von N = 496 Kindern und Jugendlichen. Die Datenerhebung und -auswertung erfolgt nach der quantitativen Inhaltsanalyse. Ergebnisse: Bei insgesamt 39.5 % der Kinder und Jugendlichen liegt mindestens eine psychische Auffälligkeit (in Anlehnung an die ICD-10, Kapitel F) vor. Die Komorbiditätsrate liegt insgesamt bei 38.7 %. Psychische Auffälligkeiten im Bereich Entwicklungsstörungen werden bei 12.3 % der Kinder und Jugendlichen berichtet, 22.8 % zeigen Auffälligkeiten im Bereich der Verhaltens- und emotionalen Störungen. Bei 11.5 % der Kinder und Jugendlichen wird von Gewalterfahrungen gegen die eigene Person berichtet. Die Verteilung spezifischer psychischer Auffälligkeiten nach den zugrunde liegenden familienrechtlichen Fragestellungen wird dargestellt. Schlussfolgerungen: Anhand der Ergebnisse konnte in einem explorativen Ansatz ein erster empirischer Überblick über psychische Auffälligkeiten bei den begutachteten Kindern und Jugendlichen an einer umfassenden Stichprobe geliefert werden. Es wird eine hohe Forschungsnotwendigkeit durch weitere Studien deutlich, welche die Verteilung psychischer Störungen und Zusammenhänge mit zugrunde liegenden familienrechtlichen Fragestellungen weiterführend untersuchen.
Abstract. Objective: This study examined the frequency and distribution of mental health problems in children and adolescents who had previously been psychologically evaluated in family law proceedings. Method: The data stem from psychological evaluations (N = 298) conducted between 2008 and 2012 at an evaluation institute in Bremen, Germany. The reports included were analyzed for indications of mental health problems by means of a content analysis. The total sample consisted of 496 children and adolescents. Results: At least one mental health problem (according to ICD-F) was found in 39.5 % of the children and adolescents. The comorbidity rate was 38.7 %. Developmental deficits appeared in 12.3 %, emotional or conduct problems in 22.8% of the sample. Furthermore, 11.5 % were reported as having been victims of violence. Frequency distributions of mental health problems with respect to the juridical issues in question are given. Conclusions: These results provide a first empirical overview of mental health problems in psychologically evaluated children and adolescents. Our findings highlight the need for future studies to further examine mental health problems of children and adolescents in family court proceedings with respect to the juridical issues in question.
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