Dtsch Med Wochenschr 1998; 123(3): 41-47
DOI: 10.1055/s-2007-1023896
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intermittierende Gallengangsobstruktion als Erstmanifestation eines hepatozellulären Karzinoms

Intermittent bile duct obstruction as initial sign of hepatocellular carcinomaP. Troschel, N. Leipner, Z. Bodor, K. Tschubel
  • Medizinische Abteilung (Chefarzt: Prof. Dr. J. Homann), Radiologische Abteilung (Chefarzt: Privatdozent Dr. N. Leipner) und Chirurgische Abteilung (Chefarzt: Prof. Dr. D. W. Schröder) des Evangelischen Krankenhauses Bad Godesberg, Pathologisches Institut (Direktor: Prof. Dr. U. Pfeifer) der Universität Bonn
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Eine 73jährige Patientin klagte seit zwei Monaten über intermittierend auftretende krampfartige Oberbauchbeschwerden. Vorübergehend kam es auch zu einer Stuhlentfärbung. Schließlich trat ein Ikterus auf. Die stationäre Einweisung erfolgte zur Cholezystektomie unter der Verdachtsdiagnose Cholelithiasis. Hier bestand ein leichter Haut- und Sklerenikterus. Bei der abdominellen Untersuchung fanden sich außer einem epigastrischen Druckschmerz keine Auffälligkeiten.

Untersuchungen: Sonographie und Computertomographie ergaben eine Erweiterung der intrahepatischen Gallenwege und des proximalen Ductus choledochus, in dem sich ein polyzyklisch begrenztes Gebilde darstellte. Die endoskopische retrograde Cholangiographie zeigte eine ovaläre umflossene Kontrastmittel-Aussparung, die als intraduktales Gallenkonkrement gedeutet wurde.

Therapie und Verlauf: Unter dem Verdacht eines großen Konkrementes erfolgte eine Operation, bei der sich dann jedoch ein flottierender intraduktaler Tumor fand. Die histologische Aufarbeitung ergab ein hepatozelluläres Karzinom. Erst durch weitere intensive Untersuchung mit bildgebenden Verfahren konnte schließlich der Primärtumor nachgewiesen werden.

Folgerung: Umflossene glatte Kontrastmittel-Aussparungen im Ductus choledochus sind zwar in der Regel auf Konkremente zurückzuführen. In seltenen Fällen kann jedoch auch anderes Fremdmaterial ein solches Bild nachahmen. Insbesondere muß auch an atypische Wuchsformen von Tumoren gedacht werden.

Abstract

History and clinical findings: For two months a 73-year-old woman had been suffering from intermittent colicky upper abdominal pain. She had also noted transient colourless stools and finally jaundice. Suspected cholelithiasis led to her admission for cholecystectomy. She had slight jaundice of skin and sclerae. Physical findings were unremarkable except for pain on epigastric palpation.

Investigations: Sonography and computed tomography showed dilatation of the intrahepatic biliary passages and the proximal common bile duct, the latter containing a polycyclic mass that on endoscopic retrograde cholangiography appeared ovular and was surrounded by contrast medium. It was thought to be an intraductal bile stone.

Treatment and course: Laparotomy, performed to remove the suspected stone, revealed a floating intraductal tumour, histologically a hepatocellular carcinoma. Further imaging discovered the primary hepatic tumour.

Conclusion: Although a smooth-walled contrast-sparing mass in the common bile duct usually denotes a stone, other structures may rarely imitate this picture, in particular atypical tumour growth.

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