Psychother Psychosom Med Psychol 2001; 51(5): 219-226
DOI: 10.1055/s-2001-13711
ORIGINALARBEIT
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychotherapeutische Ressourcen im AKH Wien

Eine repräsentative empirische Untersuchung aller psychotherapeutisch Tätigen[1] Psychotherapeutic Resources in the General Hospital of Vienna - A Representative Empirical SurveyMarianne Ringler1 , Gerhard Stemberger2 , Angelika Binder-Krieglstein1 , Andrea Czelecz1
  • 1Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie, Wien, Österreich (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Marianne Springer-Kremser)
  • 2Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien, Sozialwissen-schaftliche Abteilung
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung

In einer Novellierung des österreichischen Bundes-Krankenanstaltengesetzes im Jahre 1993 wurde festgelegt, dass in Österreichs Krankenanstalten eine ausreichende psychologische und psychotherapeutische Versorgung der Pa-tienten zu gewährleisten sei. Die vorliegende Untersuchung machte sich zum Ziel, den Grad der Verwirklichung dieser Vorgabe bezüglich der psychotherapeutischen Betreuung im Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) zu eruieren. 125 der 128 Mitarbeiter mit einer psychotherapeutischen Ausbildung konnten mittels teilstandardisierter Interviews erfasst werden. Diese relativ große Anzahl psychotherapeutisch geschulter Personen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass unangemessene strukturelle Voraussetzungen eine adäquate Versorgung der PatientInnen erschweren. So ist ein Großteil der Befragten aufgrund anderer beruflicher Qualifikationen (Arzt, Psychologe etc.) angestellt und verwendet daher nur einen relativ geringen Anteil der Arbeitszeit für die psychotherapeutische Betreuung ihrer Patienten. Mängel zeigen sich bezüglich räumlicher und zeitlicher Ressourcen ebenso wie hinsichtlich klarer Arbeitsplatzbeschreibungen, angemessener Tätigkeitsprofile und Qualifikationsanforderungen. Diese festgestellten Defizite weisen auf die Notwendigkeit hin, fachlich fundierte Organisationsstrukturen zu schaffen, die eine professionelle Vernetzung und eine optimale Nutzung von Ressourcen ermöglichen.

Psychotherapeutic Resources in the General Hospital of Vienna - A Representative Empirical Survey

Since 1993 the Austrian Federal-Hospital-Law demands the guarantee of adequate psychotherapeutic and clinical psychological care in Austrian hospitals. The target of the present survey was to explore the extent of realisation of this demand concerning the psychotherapeutic care in the General Hospital of Vienna (AKH). 125 of the 128 employees with psychotherapeutic qualifications were interviewed. The considerable number of psychotherapeutically qualified employees cannot obscure the fact that inadequate structural preconditions impede a satisfying care. These are: most of the interviewed persons have been employed because of other vocational qualifications (medical doctors, psychologists etc.). Therefore they can only use a very limited part of their worktime on psychotherapeutic interventions. Deficits of spatial and temporal resources could be detected as well as unclear vocational characteristics and qualification requirements. These deficits point out the necessity of developing professionally founded organisation structures, which enable well aimed networking and an optimal usage of resources.

1 Diese Arbeit wurde aus Drittmitteln der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien finanziert.

Literatur

  • 1 Söllner W. Psychotherapeutische und klinisch-psychologische Konsiliar-/Liaisondienste an allgemeinen Krankenhäusern in Österreich. Einleitung: die Entwicklung der psychotherapeutischen und psychologischen CL-Dienste in Österreich.  Psychologie in der Medizin. 1997;  9 (3) 19-20
  • 2 Herzog T, Stein B. European Consultation Liaison Workgroup (ECLW) Psychotherapeutisch-psychosomatische Konsiliar-/Liaisondienste: Entwicklung, empirische Befunde, Perspektiven für die Praxis und Forschung.  Psychologie in der Medizin. 1994;  5 (2) 10-18
  • 3 Schüßler G. Qualitätssicherung in der ambulanten Psychotherapie und im psychotherapeutischen Konsiliar/Liaisondienst.  PsychotherapieForum. 1997;  5 (2) 86-91
  • 4 Söllner W, Kantner-Rumplmaier W, Lampe A, Schauer-Maurer G, Katzlberger F, Smrekar U, Auer V, Schießling G, Pacher M, Doering S, Libal G, Thiel A. Liaison-Psychotherapie im Allgemeinkrankenhaus: Aufgaben und Probleme bei der Etablierung psychotherapeutischer Dienste.  PsychotherapieForum. 1997;  5 (2) 92-101
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  • 6 Ringler M, Stemberger G, Binder-Krieglstein A. Einsatz und Arbeitsbedingungen des psychotherapeutisch qualifizierten Personals am AKH Wien. Eine Fallstudie über mangelhaft genützte Potentiale auf dem Weg zur Umsetzung der KAG-Novelle. Kammer für Arbeiter und Angestellte, Sozialwissenschaftliche Abteilung. Wien; 1998
  • 7 Voracek M, Stumm G. Ärzte als Psychotherapeuten: soziodemographische und professionsbezogene Kennzahlen aus einer gesamtösterreichischen Erhebung.  Psychologie in der Medizin. 1998;  9 (1) 3-8
  • 8 Stemberger G  (Hrsg). Ethische Berufsregeln, Patienten- und Konsumentenrechte in Psychotherapie und Psychologie (3. Auflage). Wien; AK 1998
  • 9 Ringler M. Liaisondienst und psychosoziales Department - Modelle für die Eingliederung von Psychotherapie und Klinischer Psychologie im Allgemein-Krankenhaus? Vortrag Arbeitskammer-Enquete „Psychotherapie und Klinische Psychologie in Krankenanstalten”. Wien; 21. 9. 1995 persönl. Manuskript, im Druck
  • 10 Grossmann R. Teamarbeit im Krankenhaus. In: Frischenschlager O et al. (Hrsg) Lehrbuch der psychosozialen Medizin. Wien; Springer 1995: 900-917

1 Diese Arbeit wurde aus Drittmitteln der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien finanziert.

2 Der leichteren Lesbarkeit halber verwenden wir die männliche Geschlechtsbezeichnung.

3 Der „Arzt für psychotherapeutische Medizin” ist eine über die österreichische Ärztekammer geregelte Psychotherapieausbildung für Mediziner, die nicht den Kriterien des Psychotherapeuten-Gesetzes entspricht, aber mit der eine Refundierung der Honorare durch die Krankenkassen verbunden ist.

Univ.-Prof. Dr. Marianne Ringler

Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie

Währinger Gürtel 18 - 20

1090 Wien

Österreich

Email: Marianne.Ringler@akh-wien.ac.at

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