Rofo 2012; 184(4): 298-299
DOI: 10.1055/s-0031-1274802
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Röntgen-Thorax – Niedrige Inzidenz von Bronchialkarzinomen bei Pneumoniekontrolle

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Publication Date:
22 March 2012 (online)

Etwa 4–8 Wochen nach einer Pneumonie wird generell eine Röntgenkontrolle der Lunge empfohlen – u. a. um ein eventuell zugrunde liegendes Bronchialkarzinom nicht zu übersehen. K. L. Tang et al. haben in ihrer Studie hinterfragt, ob dies gerechtfertigt ist.

Arch Intern Med 2011; 171: 1193–1198

Die Autoren nahmen hierzu Patienten, die zwischen 2000 und 2002 wegen des Verdachts auf eine Pneumonie in verschiedenen Notfallambulanzen und Kliniken untersucht worden waren, in eine Datenbank auf und verfolgten sie bis zu 5 Jahre lang weiter. Grundlage der vorliegenden Analyse bildeten 4261 Erwachsene mit typischen Symptomen, bei denen die Pneumonie durch eine Röntgenaufnahme der Lunge gesichert war. Ausgeschlossen wurden Patienten, die im Krankenhaus starben oder bereits eingangs an einem Karzinom litten. Primärer Endpunkt der Studie war ein neu diagnostiziertes Bronchialkarzinom zu jedem Zeitpunkt des Beobachtungszeitraums. In die Analyse gingen 3398 Patienten im Durchschnittsalter von 58 Jahren ein, darunter 1762 (52%) Männer. 2010 Patienten (59%) waren 50 Jahre oder älter, 575 (17%) rauchten, 607 (18%) hatten eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung und 1676 (49%) wurden stationär behandelt.

Innerhalb der ersten 90 Tage nach Pneumonie wurden in der Studienkohorte 36 neue Bronchialkarzinome diagnostiziert, einer Inzidenzrate von 1,1% entsprechend. Innerhalb eines Jahres lag die Inzidenz bei 1,7% (57 Patienten), innerhalb von 2 Jahren bei 2,1% (70 Patienten), innerhalb von 3 Jahren bei 2,2% (75 Patienten) und über den gesamten Studienzeitraum bei 2,3% (79 Patienten). Die mediane Zeit bis zur Diagnose betrug dabei 109 Tage. Bei Patienten unter 40 Jahren wurde kein einziges Bronchialkarzinom diagnostiziert. In der multivariaten Analyse zeigten sich als unabhängige Charakteristika für die Diagnose eines Bronchialkarzinoms innerhalb eines Jahres nach Pneumonie ein Alter von 50 Jahren und älter (relatives Risiko [RR] 19,0), ein männliches Geschlecht (RR 1,8) und ein aktueller Nikotinkonsum (RR 1,7). Die diagnostische Ausbeute der Röntgenaufnahmen betrug in der Studienkohorte somit 2,5%. Bei einer Beschränkung der Röntgenaufnahmen auf Patienten im Alter von 50 Jahren und mehr hätte die diagnostische Ausbeute bei 2,8% gelegen.

Fazit

Die Inzidenz neu diagnostizierter Bronchialkarzinome nach einer Pneumonie ist niedrig. Routinemäßige Röntgenaufnahmen der Lunge nach einer Pneumonie, um solche Malignome zu erfassen, seien daher nicht notwendig, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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