Open Access Repositorium für Messinstrumente

AkkordeonDetailedScaleViews

Allgemeine Selbstwirksamkeit Kurzskala (ASKU)

  • Autor/in: Beierlein, C., Kovaleva, A., Kemper, C. J. & Rammstedt, B.
  • In ZIS seit: 2014
  • DOI: https://doi.org/10.6102/zis35
  • Zusammenfassung: Die ASKU ist ein ökonomisches Instrument zur Erfassung individueller Kompetenzerwartungen, mit Schwierigkeiten und Hindernissen im täglichen Leben umgehen zu können. Die berichteten ... mehr Belege zur Güte der ASKU legen nahe, dass die Skala eine reliable, valide und ökonomische Erfassung von subjektiven Kompetenzerwartungen in der sozialwissenschaftlichen Forschung erlaubt. weniger
    Abstract: The ASKU is an economic instrument for recording individual competence expectations to be able to deal with difficulties and obstacles in daily life. The reported evidence on the quality of the ASK ... mehrU suggests that the scale allows a reliable, valid and economic assessment of subjective competence expectations in social science research. weniger
  • Sprache Dokumentation: deutsch
  • Sprache Items: deutsch (original), englisch
  • Anzahl der Items: 3
  • Reliabilität: McDonalds Omega = .81 bis .87; Retest-Reliabilität = .50
  • Validität: Hinweise auf die inhaltliche, faktorielle, konvergente, diskriminante und prädiktive Validität
  • Konstrukt: Selbstwirksamkeit
  • Schlagwörter: Selbstwirksamkeit, Kompetenz, Erwartung | self-efficacy, competence, expectation
  • Item(s) in Bevölkerungsumfrage eingesetzt: ja
  • URL Webseite:  http://www.gesis.org/kurzskalen-psychologischer-merkmalePretesting
  • URL Datenarchiv:

    Datenarchiv: Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden 1991-1997 - Kinderlängsschnitt 1993-1997 (ein ähnliches Item), Sächsische Längsschnittstudie - Welle 16, 2002 (ein ähnliches Item), Sächsische Längsschnittstudie - Welle 23, 2009 (ein ähnliches Item), Persönlichkeit, Motive, und Humankapital als Prädikatoren für den Geschäftserfolg (ZA4659), 2009, ähnliche Items, ZA4659 (2009) (ähnliche Items), MOSAiCH 2009, ein ähnliches Item

  • Entwicklungsstand: validiert, normiert
    • Instruktion

      Die folgenden Aussagen können mehr oder weniger auf Sie zutreffen. Bitte geben Sie bei jeder Aussage an, inwieweit diese auf Sie persönlich zutrifft.

       

      Items

      Nr.

      Item (deutsch)

      Items (englisch)

      1

      In schwierigen Situationen kann ich mich auf meine Fähigkeiten verlassen.

      I can rely on my own abilities in difficult situations.

      2

      Die meisten Probleme kann ich aus eigener Kraft gut meistern.

      I am able to solve most problems on my own.

      3

      Auch anstrengende und komplizierte Aufgaben kann ich in der Regel gut lösen.

      I can usually solve even challenging and complex tasks well.

       

      Antwortvorgaben

      Das Format für die Beantwortung der Items ist fünfstufig. Die Antwortkategorien sind die folgenden: "trifft gar nicht zu" (1), "trifft wenig zu" (2), "trifft etwas zu" (3), "trifft ziemlich zu" (4), "trifft voll und ganz zu" (5).

       

      Auswertungshinweise

      Um einen Messwert (Skalenwert) für die individuelle Ausprägung der Befragungsperson zu erhalten, werden die Antworten auf den einzelnen Items gemittelt. Der mittlere Skalenwert variiert zwischen 1 und 5 (für Referenzwerte siehe Tabelle 4).

       

      Anwendungsbereich

      Die ASKU wurde als Forschungsinstrument für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterschiedlichster Art und Fragestellung entwickelt. Als Zielgruppe wurde daher die deutschsprachige Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren gewählt. Ausgenommen sind Personen, deren sprachliche oder kognitive Fähigkeiten oder deren Wahrnehmungsfähigkeiten, z.B. durch Seh- oder Hörschwäche, unzureichend sind, um die Items zu verstehen. Die Itemformulierungen wurden mittels kognitiver Pretests für die Zielgruppe optimiert. Auch die empirisch ermittelten Gütekriterien beziehen sich auf diese Zielgruppe.

      Die ASKU kann prinzipiell in unterschiedlichen Erhebungsmodi eingesetzt werden. Im Rahmen der Validierungsstudie wurde die Skala im CAPI-Modus (Computer Assisted Personal Interviewing), im CAWI-Modus (Computer Assisted Web Interviewing) und in Papierform (Selbstausfüller) eingesetzt. Vor einem Einsatz der ASKU in Mixed-Mode-Designs sollte allerdings eine Prüfung der Invarianz erfolgen. Die Durchführungszeit der ASKU im CAPI-Modus setzt sich aus dem Vorlesen der Items durch den Interviewer/die Interviewerin und die Beantwortung durch die Befragungsperson zusammen. In 75% der CAPI-Interviews dauert die Durchführung 41 Sekunden oder weniger (Perzentil75 = 40.5; Stichprobe 3). Die Durchführungsdauer in den anderen getesteten Erhebungsmodi war vergleichbar.

       

       

    Das Konstrukt Selbstwirksamkeit (engl.: Self-Efficacy) bezieht sich auf die Einschätzung eigener Kompetenzen, Handlungen erfolgreich ausführen zu können. Vor diesem Hintergrund dient die vorliegende Kurzskala (ASKU) der Erfassung der "persönliche(n) Einschätzung der eigenen Kompetenzen, allgemein im täglichen Leben mit Schwierigkeiten und Barrieren zu Recht zu kommen und kritische Anforderungssituationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können" (Hinz, Schumacher, Albani, Schmid & Brähler, 2006, S. 26). Das zu erfassende Konstrukt der Self-Efficacy geht auf Bandura (1977) zurück und wird als eindimensional konzipiert.

    Selbstwirksamkeitserwartungen beeinflussen zahlreiche Aspekte menschlicher Tätigkeit, wie z. B. Ziele, Ausdauer, Strategienutzung und Umgang mit Misserfolg (Bandura, 1997; Pajares, 1997; Schunk, 1991). Die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung spiegelt dabei eine über Situationen und Handlungsfelder generalisierte Kompetenzerwartung wider (Bandura, 2006) und wurde bisher vorwiegend in pädagogisch-psychologischen, gesundheits- und sozialpsychologischen Studien erhoben. Die allgemeine Selbstwirksamkeit bezieht sich dabei nicht auf ein spezifisches Handlungs- oder Funktionsfeld (vgl. Bandura, 2006, S. 307). Stattdessen spiegelt sie wider, dass Menschen ihre Erfahrungen zu Erfolgen und Misserfolgen über Situationen hinweg generalisieren (Jerusalem & Schwarzer, 1999). Mehrere Studien zeigen, dass Kompetenzerwartungen in unterschiedlichen Lebensbereichen positive Auswirkungen haben (z.B. Bandura, 1997; Luszczynska, Gutiérrez-Dona & Schwarzer, 2005). Die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung weist Beziehungen zu verwandten Konstrukten wie Selbstwert, Kontrollüberzeugungen und Ergebniserwartungen auf (Judge, Erez, Bono & Thoresen, 2002). Sie kann dabei als persönliche Bewältigungsressource aufgefasst werden (Schwarzer, 1994), in dem sie positive Zusammenhänge mit Optimismus und Arbeitszufriedenheit aufweist; negative Zusammenhänge zeigten sich unter anderem mit Ängstlichkeit und Arbeitsstress (Luszczynska et al., 2005).

     

     

    Itemkonstruktion und Itemselektion

    Die Itemselektion und die Validierung erfolgten in einem mehrstufigen Verfahren auf der Basis qualitativer und quantitativer Analysen. Ziel der Selektion war die Konstruktion einer Kurzskala zur ökonomischen Erfassung der allgemeinen Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997). Den Ausgangspunkt stellte die von Jerusalem und Schwarzer (1999) vorgelegte 10-Item-Skala. Ein Nachteil der Skala ist, dass zur Messung des eindimensionalen Konstrukts 10 Items benötigt werden. Darüber hinaus weist die Skala hinsichtlich des Wortlauts der Items Schwierigkeiten auf: In einzelnen Items werden Begriffe verwendet, die einen großen Deutungsspielraum zulassen (vgl. Faulbaum, Prüfer & Rexroth, 2009).

    Um eine Vorauswahl von Items zu treffen, wurde in einem ersten Schritt eine Reanalyse von Daten aus unterschiedlichen Stichproben durchgeführt. Diese Daten wurden von den Autoren der 10-Item-Skala zur Verfügung gestellt (N = 2413; Quelle der Daten: www.selbstwirksam.de). Als Kriterien wurden die statistischen Eigenschaften der Items (Itemkennwerte) inklusive ihrer faktoriellen Struktur herangezogen. Die im Rahmen der Reanalyse ausgewählten sieben Items wurden in einem Expertenreview leicht modifiziert (Prüfer & Rexroth, 2000). Die Modifikation der Items hatte zum Ziel, die Verständlichkeit der Items in einer heterogenen Stichprobe zu erhöhen. Hierzu wurde die Satzstruktur vereinfacht.

    Die Reanalysen ergaben, dass mit der von Jerusalem und Schwarzer (1999) vorgeschlagenen vierstufigen Antwortskala eine mangelnde Differenzierbarkeit der Antworten im oberen Bereich der Skala einherging (vgl. Bandura, 1997; Pajares, Hartley & Valiante, 2001). Um diesem Problem zu begegnen, wurde eine fünfstufige Antwortskala gewählt. Im Anschluss wurden die leicht modifizierten Items einem kognitiven Pretest (Prüfer & Rexroth, 2000) unterzogen. Ein zentrales Ergebnis des Pretests war, dass manche in den Items verwendeten Begriffe zu abstrakt waren und unterschiedliche Assoziationen erlaubten. Folglich wurde eine weitere Modifikation der Items vorgenommen. Drei Items wurden schließlich für die finale Version der Kurzskala ausgewählt. Die Bestimmung der Güte der ausgewählten Items erfolgte anhand dreier umfangreicher Stichproben. Die Charakteristika dieser Stichproben können Tabelle 1 entnommen werden.

    Um die Nutzung der Skala für englischsprachige Untersuchungen zu ermöglichen, wurde sie ins Englische übersetzt. Die International Test Commission (2010) empfiehlt hierbei ein zweistufiges Verfahren. Zunächst haben zwei hauptberufliche, muttersprachliche Übersetzer die Items unabhängig voneinander übersetzt. Dabei wurde eine Übersetzung in britischem Englisch und die andere in amerikanischem Englisch angefertigt. In der zweiten Phase des Übersetzungsprozesses fand ein Rekonziliationstreffen statt, in dessen Verlauf die Übersetzungsvorschläge in einer Gruppe von Experten für die psychologischen Merkmale, den Übersetzern und einem weiteren Experten für Fragebogenübersetzung diskutiert und überarbeitet wurden. Die Güte der Übersetzungen wurde bislang allerdings noch nicht empirisch geprüft.

     

    Stichproben

    Stichprobe 1 ist eine Quotenstichprobe, geschichtet nach den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland (N = 539). Die Grundgesamtheit war definiert als "alle in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren". Die Erhebung erfolgte in zwei Wellen mit einem zeitlichen Abstand von 6 bis 10 Wochen. An Welle 2 nahmen N = 338 Befragungspersonen der Welle 1 teil. Die Daten wurden im Rahmen eines persönlich-mündlichen Interviews (CAPI) oder durch die Vorgabe eines Papierfragebogens erhoben. Die Erhebung dauerte im Mittel 53 Minuten (SD = 12).

    Bei Stichprobe 2 handelt es sich ebenfalls um eine Quotenstichprobe, geschichtet nach Geschlecht, Alter und Bildung (N = 741), die im Internet erhoben wurde (CAWI). Grundgesamtheit waren die Teilnehmer/-innen eines Online-Access-Pools im Alter von 18 Jahren oder älter, die in Deutschland leben. Die Bearbeitung des Onlinefragebogens dauerte im Mittel 23 Minuten (SD = 8).

    Stichprobe 3 mit N = 1134 Befragungspersonen ist eine Zufallsstichprobe, die repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland über einem Alter von 18 Jahren ist. Sie wurde mithilfe des ADM-Stichprobensystems F2F (Random Route) der Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungs-institute gezogen. Die Daten dieser Interviews wurden vollständig im CAPI-Modus erhoben (Dauer: M = 43, SD = 13).

     

    Tabelle 1

    Charakteristika der drei Stichproben

     

    Stichprobe 1

    Stichprobe 2

    Stichprobe 3

     

    Welle 1

    Welle 2

     

     

    Stichprobe

     

    Umfang [N]

    539

    338

    741

    1134

    Art

    Quote

    Quote

    Quote

    Zufall

    Modus

    CAPI, Papier

    CAPI, Papier

    CAWI

    CAPI

    Zusammensetzung

     

    Geschlecht [% Frauen]

    52.5

    52.1

    51.8

    55.6

    Alter [M(SD)]

    47.2 (15.2)

    46.7 (15.1)

    48.3 (13.0)

    53.3 (18.4)

    Bildung  ≤ 9 Jahre

    44.7

    45.3

    40.1

    37.2

                    10 Jahre

    30.2

    27.9

    29.1

    37.0

                     ≥ 11 Jahre

    23.7

    25.4

    30.8

    25.8

    Anm. CAPI = Computer Assisted Personal Interviewing, CAWI = Computer Assisted Web Interviewing, Papier = Papierversion (Selbstausfüller)

     

    Variablen und Auswertungsmethode

    Die Fragebogenbatterie beinhaltete neben der ASKU umfangreiche soziodemografische Angaben, weitere psychologische Maße sowie die bereits etablierte 10-Item-Skala (Schwarzer & Jerusalem, 1999) und einige sozialwissenschaftliche Validierungsmaße. Die Items zu den soziodemografischen Angaben wurden größtenteils den demografischen Standards des Statistischen Bundesamtes entnommen (2010). Für die Validierung kamen etablierte Standardinstrumente, z.B. zur Erfassung von Lebenszufriedenheit (SWLS, Diener, Emmons, Larsen, & Griffin, 1985; nur in Stichprobe 1), Kontrollüberzeugungen (Jakoby & Jacob, 1999; nur in Stichprobe 1), Optimismus (LOT-R, Glaesmer, Hoyer, Klotsche, & Herzberg, 2008; nur in Stichprobe 1), den Hauptdimensionen der Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell (BFI-10, Rammstedt & John, 2007), Selbstwert (Rosenberg, 1989; nur in Stichprobe 2), Impulsivität (UPPS, Kämpfe & Mitte, 2009; nur in Stichprobe 2) und eigens entwickelte Skalen zum Einsatz (siehe GESIS Webseite). An für die sozialwissenschaftliche Forschung relevanten Maßen wurde unter anderem Netzwerkgröße, Effort-Reward-Imbalance (Siegrist et al., 2004), Gesundheitszustand, Parteipräferenz, Einkommen und Devianz erhoben. Alle Erhebungen wurden von unabhängigen kommerziellen Anbietern durchgeführt. Die Fragebögen der Erhebungen können bei den Autor/-innen abgefragt werden. Um die psychometrische Güte der konstruierten Skala zu überprüfen, wurden auf der Grundlage der oben beschriebenen Stichproben Kennwerte für die Reliabilität und verschiedene Aspekte der Validität berechnet (für Details zur Validierung von Persönlichkeitsskalen siehe Bühner, 2011; Lienert & Raatz, 1998).

     

    Itemkennwerte

    Die ASKU ermöglicht die Messung des Konstrukts Allgemeine Selbstwirksamkeit mit nur drei Items. In Tabelle 2 sind die Formulierungen der drei Items sowie ihre deskriptiven Statistiken dargestellt. Letztere basieren auf Daten einer umfangreichen, bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe (Stichprobe 3, siehe Tabelle 1).

     

    Tabelle 2

    Items und deskriptive Statistiken der ASKU aus Stichprobe 3

    Item

    M

    SD

    rit

    Sch

    Kurt

    In schwierigen Situationen kann ich mich auf meine Fähigkeiten verlassen.

    4.06

    .86

    .67

    -.79

    .41

    Die meisten Probleme kann ich aus eigener Kraft gut meistern.

    4.04

    .81

    .71

    -.73

    .58

    Auch anstrengende und komplizierte Aufgaben kann ich in der Regel gut lösen.

    3.88

    .90

    .70

    -.72

    .42

    Skalenwert ASKU

    4.00

    .74

    -

    -.70

    .70

    Anm. rit = Trennschärfe, Sch = Schiefe, Kurt = Kurtosis, N = 1134

     

     

    Objektivität

    Unter Objektivität wird der Grad verstanden, in dem eine Messung unabhängig vom Untersucher/ von der Untersucher/-in ist (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese bezieht sich auf verschiedene Phasen einer Untersuchung: Durchführung, Auswertung und Interpretation. Im Falle eines Face-to-face-Interviews hängt die Durchführungsobjektivität von dem Interviewer/der Interviewerin ab, der die Daten erhebt. Sie ist gegeben, wenn dieser sich bei der Vorgabe der Skala an die genauen Instruktionen und den Wortlaut der Items hält. Bei entsprechend geschulten Interviewer/-innen ist die Durchführungsobjektivität üblicherweise gewährleistet (Rammstedt, 2010). Auswertungsobjektivität betrifft die numerische und kategoriale Auswertung des Antwortverhaltens der Befragten nach festgelegten Regeln (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Diese ist bei der ASKU vollständig gegeben, da die Verrechnungsvorschriften der Werte auf den Items klar festgelegt sind und keinen Interpretationsspielraum zulassen. Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn die aus den Befragungsergebnissen gezogenen Schlüsse über verschiedene Forscher vergleichbar sind. Zur Maximierung der Interpretationsobjektivität sollte das Wissen der Forscher über die Messintention der Skala und über die Interpretation der quantitativen Messwerte vergleichbar sein (Rammstedt, 2010). Durch die Standardisierung der Auswertung und die Zuweisung eines numerischen Messwerts, der die Ausprägung des Befragten in der allgemeinen Selbstwirksamkeit beschreibt (siehe Befunde zur Validität unten), kann auch die Auswertungsobjektivität der ASKU als gegeben angesehen werden.

     

    Reliabilität

    Unter der Reliabilität oder Messgenauigkeit einer Skala versteht man den Grad der Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Merkmal erfasst wird (vgl. Lienert & Raatz, 1998). Die Reliabilität der ASKU wurde im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen (SEM; Jöreskog, 1969) auf Grundlage der Ladungen und Fehlervarianzen aus den Messmodellen in den drei Stichproben geschätzt. Als Schätzer wurde der Koeffizient ω von McDonald (1999, S. 90) verwendet. Der Koeffizient gibt das Ausmaß an, in dem eine latente Variable (Konstrukt) von den Items geteilte Varianz reflektiert (Krohne & Hock, 2007). Laut Schweizer (2011) ist dieser Schätzer der Reliabilität besser geeignet als Cronbach α. Die Interpretation der Höhe von McDonald ω ist analog zu Cronbach α. Die Schätzer der Reliabilität für die ASKU wurden anhand der gleichgesetzten Ladungen der drei Items auf dem gemeinsamen Faktor ermittelt und betragen in Stichprobe 1 ω = .81 für Welle 1 und ω = .84 für Welle 2, in Stichprobe 2 ω = .86 und in Stichprobe 3 ω = .84. Demnach liegt die Reliabilität der ASKU zwischen .81 und .86. Dies entspricht einer für Gruppenuntersuchungen ausreichenden Reliabilität. Eine Kürzung auf drei Items erbrachte gegenüber der 10-Item-Skala von Jerusalem und Schwarzer (1999; α = .92) somit akzeptable Reliabilitätsverluste. Neben McDonalds ω wurde auch die Stabilität der ASKU-Skalenwerte durch eine Korrelation in den beiden Wellen von Stichprobe 1 ermittelt. Die Stabilität liegt bei rtt = .50.

     

    Validität

    Inhaltliche Validität ist gegeben, wenn ein Item das zu messende Konstrukt wirklich bzw. hinreichend präzise abbildet (Bühner, 2011). Eine empirische Prüfung der Inhaltsvalidität ist meist nicht möglich. Um zu überprüfen, ob ein Verfahren inhaltlich valide ist, wird üblicherweise dessen Konstruktion detailliert beleuchtet (Rammstedt, 2010). Die inhaltliche Validität ist gegeben, wenn das zu messende Konstrukt a priori hinreichend definiert und die Items von einem Expertengremium im Hinblick auf ihre Gültigkeit beurteilt werden. Die inhaltliche Validität der ASKAU wurde sichergestellt, indem die Formulierung der Items eng an der Definition des Konstrukts orientiert war. Außerdem wurden die Itemformulierungen einem Expertenreview unterzogen und anschließend in einem kognitiven Pretest für die anvisierte Zielgruppe optimiert.

    Faktorielle Validität kann als gegeben angesehen werden, wenn die Annahmen über die dimensionale Struktur des zu erfassenden Konstrukts überprüfbar sind und belegt werden können. Die faktorielle Validität der ASKU wurde anhand der drei Stichproben mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen überprüft. Getestet wurde ein Modell, bei dem die Faktorladungen der drei Items auf dem gemeinsamen Faktor gleichgesetzt wurden. In den drei Stichproben erreichten die Items der ASKU standardisierte Faktorladungen von .77 und höher. Die globale Modellgüte kann als zufriedenstellend bewertet werden (Stichprobe 1 [Welle1]: χ² = 3.79, df = 2, = 0.15; CFI = 1.00; TLI = 1.00; RMSEA = .04; Stichprobe 2: χ² = 0.48, df = 2, = 0.78; CFI = 1.00; TLI = 1.00; RMSEA = .01; Stichprobe 3: χ² = 9.54, df = 2, = 0.01; CFI = .99; TLI = .99; RMSEA = .06). Dies lässt auf die faktorielle Validität der Kurzskala schließen.

     

    Tabelle 3

    Validitätskoeffizienten der ASKU

     

    Stichprobe 1
    (N = 539)

    Stichprobe 2
    (N = 741)

    Stichprobe 3
    (N = 1134)

    Allgemeine Selbstwirksamkeit

    SWE (Schwarzer & Jerusalem, 1999)

    .75**

    -

    -

    Soziodemografische Variablen

    Alter

    -.02

    -.18**

    -.13**

     

    Geschlecht

    -.06

    .03

    -.05

     

    Einkommen

    .27**

    -

    .24**

     

    Bildung (ISCED)

    .21**

    -

    .19**

     

    Bildung: Bücher

    -

    .14**

    .19**

    Einschätzung Zukunft 

    ALLBUS 2010

    -

    -

    -.10**

    Effort-Reward-Imbalance

    Siegrist et al. (2004)

    -

    -

    .13**

    Optimismus

     

    -

    -

    .49**

    Zufriedenheit

    Leben

    -

    -

    .41**

     

    Arbeit

    -

    -

    .35**

     

    Partner

    -

    -

    .19**

     

    Gesundheit

    -

    -

    .30**

    Gesundheitsstatus

    Physisch

    -

    -

    -.25**

     

    Psychisch

    -

    -

    -.29**

    Political Efficacy

    Internal

    .42**

    -

    .39**

     

    External

    .04

    -

    -

    Selbstkonzept

    Selbstwert

    -

    .55*

    -

    Kontrollüberzeugung

    Internal

    .73**

    -

    .62**

     

    External

    -.37**

    -

    -.34**

    Risikobereitschaft

     

    -

    .66**

    -

    Persönlichkeit

    Neurotizismus

    -.44

    -.37

    -.31**

     

    Extraversion

    .37**

    .23**

    .36**

     

    Offenheit

    .28**

    .21**

    .29**

     

    Verträglichkeit

    .07

    -.02

    .04

     

    Gewissenhaftigkeit

    .27**

    .36**

    .32**

    Anm. ALLBUS 2010 = Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, Jahr 2010. Das verwendete Item aus dem ALLBUS wurde umkodiert. *: < .05, **: < .01.

     

    Bei der Konstruktvalidierung werden anhand theoretischer Überlegungen positive, negative und Nullbeziehungen einer zu validierenden Skala mit anderen empirischen Indikatoren postuliert (nomologisches Netzwerk) und getestet, ob sich das vorhergesagte Muster empirisch belegen lässt (Krohne & Hock, 2007). Im Rahmen der Validierung der ASKU wurde zunächst die Korrelation mit der 10-Item-Skala von Schwarzer und Jerusalem (1999) bestimmt, einem alternativen Maß für das Konstrukt allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung. Anschließend wurde versucht, weitere aus der Fachliteratur bekannte typische Korrelate der allgemeinen Selbstwirksamkeit mit der ASKU zu replizieren (siehe Tabelle 3).

    Die ASKU zeigt eine hohe konvergente Validität mit der von Jerusalem und Schwarzer (1999) entwickelten 10-Item Skala SWE (siehe Tabelle 3). Die allgemeine Selbstwirksamkeit wird von mehreren Autor/-innen mit einer optimistischen, konstruktiven Lebensführung in Verbindung gebracht (z.B. Hinz et al., 2006; Luszczynska et al., 2005). Erwartungsgemäß korrelierte die allgemeine Selbstwirksamkeit positiv mit der internalen Kontrollüberzeugung, dem Selbstwert, der allgemeinen Lebenszufriedenheit, der Partnerschafts- und der Arbeitszufriedenheit. Positive Korrelationen finden sich auch mit der Risikobereitschaft. Im Hinblick auf die fünf Hauptfaktoren der Persönlichkeit (Fünf-Faktoren-Modell) war die ASKU in den drei Stichproben moderat mit Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit assoziiert. Negative Assoziationen zeigen sich erwartungsgemäß mit der externalen Kontrollüberzeugung, dem Neurotizismus der Big Five sowie der subjektiven psychischen und physischen Beeinträchtigung.

    Für die sozialwissenschaftliche Forschung sind insbesondere die Zusammenhänge der ASKU mit soziodemografischen Variablen und sozioökonomischen Erfolgsvariablen von Interesse. Mit Letzteren weist die ASKU zwar geringe, aber noch immer substantielle Effekte auf. Beispielsweise zeigen sich positive Beziehungen der Kurzskala mit den sozioökonomischen Variablen Einkommen und Bildung, gemessen über die ISCED Klassifizierung der Schulbildung und die Anzahl der Bücher im Elternhaus. Die genannten Zusammenhänge zeigten sich konsistent in mehreren Stichproben. Der Zusammenhang zwischen ASKU und optimistischen, wirtschaftlichen Zukunftserwartungen zeigt sich in der Korrelation mit einem Maß aus dem ALLBUS 2010 (Was glauben Sie, wie wird Ihre eigene wirtschaftliche Lage in einem Jahr sein? Erwarten Sie, dass Ihre wirtschaftliche Lage dann: 1) wesentlich besser sein wird als heute, 2) etwas besser sein wird als heute, 3) gleichbleibt, 4) etwas schlechter sein wird, oder 5) wesentlich schlechter sein wird als heute?), in dem Befragte ihre zukünftige wirtschaftliche Lage einschätzen sollen. Mit den soziodemografischen Variablen Alter und Geschlecht korreliert die ASKU nicht substanziell bzw. schwach negativ. Für das Geschlecht treten konsistent über alle Stichproben Nullkorrelationen auf. Für Alter findet sich in Stichprobe 2 und 3 ein signifikanter, jedoch nur schwach negativer Zusammenhang. Insgesamt können die Befunde zum Alter nur auf eine Tendenz hinweisen, da sie nicht konsistent über alle Stichproben auftreten und insgesamt gering sind.

     

    Deskriptive Statistiken (Normierung)

    In Tabelle 4 sind Referenzwerte in Form von Gruppenmittelwerten und Standardabweichungen für die ASKU abgedruckt. Diese wurden anhand der Zufallsstichprobe (Stichprobe 3) ermittelt und erlauben dem Anwender einen Vergleich der ASKU-Werte aus seiner Untersuchung, mit denen relevanter Subgruppen aus einer bevölkerungsrepräsentativen Zufallsstichprobe, zum Beispiel von Männern oder Frauen, von Personen mit unterschiedlicher Schulbildung oder unterschiedlichen Alters. Die Altersgruppen in  Tabelle 4 wurden den Lebensphasen der bundesdeutschen Gesellschaft angepasst. Die Zeit von 18 bis 35 Jahren ist die der beruflichen Ausbildung und Familiengründung. Die Zeit der beruflichen Festigung, Karriere, Betreuung von heranwachsenden Kindern und Pflege von älteren Angehörigen fällt in die Zeit zwischen 36 und 65 Jahren. Die dritte Lebensphase beginnt im Alter von 65 Jahren, wenn die berufliche Tätigkeit in den meisten Fällen abgeschlossen ist. Die Aufteilung der Bildungsstufen wurde nach der Dauer der schulischen Allgemeinbildung vorgenommen. Dabei gilt die Dauer der schulischen Bildung bis einschließlich 9 Jahren als geringes Bildungsniveau. Bei einer Schuldauer von 10 oder 11 Jahren handelt es sich um ein mittleres Bildungsniveau und bei mehr als 11 Jahren um ein hohes Bildungsniveau.

     

    Tabelle 4

    Referenzwerte für die ASKU

    Geschlecht

    Bildung

    Altersgruppen

    Gesamt (Alter)

     

     

    18 - 35

    36 - 65

    > 65

     

     

     

     

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    M

    SD

    Männlich

    gering

    3.76

    0.80

    4.04

    0.75

    3.80

    0.79

    3.88

    0.78

     

    mittel

    4.01

    0.60

    4.03

    0.71

    4.20

    0.59

    4.08

    0.66

     

    hoch

    4.29

    0.68

    4.23

    0.60

    4.03

    0.70

    4.02

    0.64

     

    Gesamt

    4.06

    0.72

    4.09

    0.70

    3.94

    0.74

    4.03

    0.72

     

    Weiblich

    gering

    3.86

    0.76

    3.89

    0.88

    3.74

    0.83

    3.81

    0.85

     

    mittel

    4.00

    0.66

    3.97

    0.74

    3.88

    0.89

    3.96

    0.74

     

    hoch

    4.27

    0.59

    4.22

    0.49

    4.12

    0.68

    4.23

    0.55

     

    Gesamt

    4.09

    0.66

    4.01

    0.73

    3.79

    0.84

    3.98

    0.75

     

    Gesamt (Geschlecht)

    gering

    3.80

    0.78

    3.96

    0.82

    3.77

    0.81

    3.85

    0.81

     

    mittel

    4.00

    0.64

    4.00

    0.73

    4.04

    0.76

    4.01

    0.71

     

    hoch

    4.28

    0.62

    4.22

    0.54

    4.07

    0.68

    4.21

    0.60

     

    Gesamt

    4.08

    0.68

    4.04

    0.72

    3.88

    0.79

    4.00

    0.74

      Anm. N = 1134

     

        Prof. Dr. Constanze Beierlein, Hochschule Hamm-Lippstadt, E-Mail: constanze.beierlein@hshl.de

    Die Skala wurde unter anderem in folgenden Studien eingesetzt:

    -       Kindheit, Jugend und Erwachsenwerden 1991-1997 - Kinderlängsschnitt 1993-1997 (ein ähnliches Item)

    -       Sächsische Längsschnittstudie - Welle 16, 2002 (ein ähnliches Item)

    -       Sächsische Längsschnittstudie - Welle 23, 2009 (ein ähnliches Item)

    -       Persönlichkeit, Motive, und Humankapital als Prädikatoren für den Geschäftserfolg (ZA4659), 2009, ähnliche Items

    -       ZA4659 (2009) (ähnliche Items)

    -       MOSAiCH 2009 (ein ähnliches Item)