Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_100
DOI: 10.1055/s-0029-1221905

Validierung eines Fragebogens zur Erfassung von diabetesbezogenen Belastungen (Diabetes Distress Skala – DDS)

N Hermanns 1, C Scheff 1, B Kulzer 1, T Haak 1
  • 1Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes Akademie (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany

Einleitung: Die Prognose der Diabeteserkrankung hängt maßgeblich von einer gelingenden Selbstbehandlung des Patienten ab. Daher ist für die klinische Praxis die valide und möglichst ökonomische Erfassung von Barrieren für ein erfolgreiches Diabetesselbstmanagement auf Seiten des Patienten bedeutsam. Hierzu wurde im amerikanischen Sprachraum die „Diabetes Distress Scale (DDS)“ entwickelt (Polonsky et al. Assessing Psychosocial Distress in Diabetes: Development of the Diabetes Distress Scale. Diabetes Care 28:626–631, 2005) In dieser Studie wurden die psychometrischen Eigenschaften der deutschen Fassung der DSS untersucht.

Methodik: Ein Jahr nach einer stationären Korrektureinstellung in einer Diabetes-Fachklinik bearbeiteten 153 Diabetiker (Alter 55,9±12,9J., 49% weiblich; Diabetesdauer 13,4±7,4J.; 30,7% Typ 1 Diabetes; HbA1c 7,6±1,3%) eine deutsche Übersetzung der DDS sowie zu Validierungszwecken zusätzlich den „Problem Areas in Diabetes (PAID)“ Fragebogen zur Messung von diabetesbezogenen Problemen und die „WH0–5-Well Being-Skala“ zur Erfassung des Wohlbefindens. Zur Überprüfung der Subskalen wurden eine Faktorenanalyse (Varimax Rotation) berechnet sowie psychometrische Kennwerte bestimmt.

Ergebnisse: Die Faktorenanalyse ergab 4 Eigenwerte <1, was eine Vierfaktorenlösung nahe legt. Die faktorenanalytisch ermittelten Skalen entsprachen weitgehend – bis auf eine Ausnahme – der 4-Faktorenlösung der Originalversion. Die Reliabilität der Gesamtskala (Cronbachs a=0,88) war sehr gut, die mittlere „part-whole-korrigierte“ Trennschärfe ebenfalls (rtt=0,51). Die mittlere Schwierigkeit betrug 44%. Die Reliabilitäten der 4 Subskalen war ebenfalls sehr zufriedenstellend („Emotionale Belastungen“α=0,83; „Negative Arztbeziehung“α=0,88; „Belastungen infolge der Therapie“α=0,77,"Belastung durch negative soziale Interaktion“α=0,76). Als Validitätskriterium wurde die Interkorrelation zwischen DSS und PAID im Sinne der konvergenten Validität bestimmt (r=0,53p<0,01). Weibliche Diabetiker (DSS 39,5±14,0) beschrieben sich als signifikant belasteter (p=0,04) als männliche Diabetiker (35,0±11,9). Dies kann im Sinne der divergenten Validität gewertet werden.

Schlussfolgerung: Die deutsche Version des DSS weist eine ähnliche Faktorenstruktur wie die Originalfassung auf. Ebenso sind die Reliabilitätswerte zufriedenstellend bis gut. Auch die Itemkennwerte (Schwierigkeit und Trennschärfe) sind befriedigend. Zusammenfassend kann von einer guten psychometrischen Qualität der deutschen Version der Diabetes Distress Scale ausgegangen werden.