Die Intimsphäre

Zusammenfassung

Hintergrund

Ein wesentliches Ziel von Forschung und Pflegepraxis ist die Verbesserung der Lebensqualität von Bewohnern stationärer Langzeitpflegeeinrichtungen. Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, relevante Bereiche der im Kontext von Lebensqualität kaum beachteten Intimsphäre aus Bewohnerperspektive zu ermitteln.

Material und Methode

Es wurden 42 narrative Leitfadeninterviews mit Pflegeheimbewohnern durchgeführt und nach der dokumentarischen Methode ausgewertet.

Ergebnisse

Es ließen sich 4 Bereiche der Intimsphäre rekonstruieren. Körpernahe Bereiche betreffen den Toilettengang und die Körperpflege, körperferne Bereiche das Essen und den privaten Raum. Übertritte in die Intimsphäre sind mit unangenehmen Gefühlen wie Scham und Ekel assoziiert und unterliegen häufig einer Tabuisierung. Die Bereitschaft, über tabubesetzte Themen zu reden, stieg, je weniger Bezug die Themen zum eigenen Körper aufwiesen.

Schlussfolgerungen

Intimsphäre besitzt eine hohe Relevanz für die Lebensqualität der Befragten. Große Hemmschwellen, schambesetzte Themen anzusprechen, machen eine gute Beziehungsqualität zwischen Personal und Bewohnern unerlässlich. Dies setzt voraus, dass sich die Pflegekräfte auch eigener Schamgrenzen und negativ besetzter Gefühle bewusst werden.

Abstract

Background

A fundamental aim of social science and for practitioners is the improvement of the quality of life of inpatients residing in long-term care homes. This research aims to determine aspects of their privacy in the context of quality of life from the residents’ perspective, which has long been neglected.

Materials and method

A total of 42 narrative interviews with nursing home residents were conducted and analyzed using the documentary method.

Results

Four dimensions of privacy were identified. Intimate areas concern personal hygiene and toilet matters, non-intimate areas included mainly eating and the residents’ private living area. Violations of privacy are associated with unpleasant feelings such as shame and disgust and are often subject to taboos. Respondents tended to be more open to talk about taboo subjects the less the topic referred to their own body.

Conclusion

Privacy is perceived as a significant aspect of the respondents’ quality of life. To be able to address inhibition thresholds and shameful topics, a good relationship between patient and personnel is required. This postulates that the caregivers are also aware of their own inhibition threshold and negative feelings.