Zusammenfassung
Die bisher beschriebenen Versuche zeigen im allgemeinen einen recht einfachen und der Form nach gleichartigen Verlauf. Da die des nächstfolgenden Kapitels etwas anderer Art sind, erscheint es angebracht, schon vorher gewisse Betrachtungen anzustellen, welche Sinn und Tatsachenwert des Mitgeteilten gegen geläufige Einwände schützen. Dergleichen wäre nicht nötig, wenn es sich hier um Feststellungen einer hochentwickelten Erfahrungswissenschaft wie der Physik handelte, in der der Sinn von Beobachtungsgruppen nicht lange vollkommen strittig bleiben kann: Fest und klar steht ein System nicht mehr verlierbaren Wissens da, mit welchem so oder so das Neue sich zusammenschließen muß. Niemand kann verkennen, daß wir in der höheren Psychologie von einem so glücklichen Zustande weit entfernt sind. Anstatt einigermaßen reichen und sicheren Wissens sehen wir hier sehr allgemein gehaltene und ihrem Sinn nach zumeist recht ungefähre Theorien entwickelt, die mit Strenge bis ins einzelne auf einen vorliegenden Fall anzuwenden selbst dem Anhänger nicht leicht befriedigend gelingt. Um so energischer ist der Anspruch einer jeden von diesen Meinungen, sie enthalte das Deutungsprinzip für sehr ausgedehnte Erscheinungsgebiete, und der lockere Zusammenhang mit der konkreten Erfahrung, damit eben das Ungefähre der Behauptungen, erschweren es auf das äußerste, durch Feststellung von Tatsachen einen Streit zu entscheiden, der fast noch ein Glaubenskampf ist.
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Literatur
Vgl. hierzu „Nachweis einfacher Strukturfunktionen usw.“ Abh. d. Preuß. Akad. d. Wiss. 1918, Phys.-math. Kl. Nr. 2, S. 40f.
Bei Geruchstieren: im maximalen Gefälle des „Geruchsfeldes“.
Die Physiker haben kein Wort, das hier ganz paßte. „Kohärenz“ (positiv) wird nicht gern außerhalb der Lehre von den Schwingungsvorgängen gebraucht
E. Wasmann (z. B. Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. 2. Aufl. 1909. S. 108ff., bes. S. 108, Anm. 2) hat den Kontrast scharf hervorgehoben. Doch leugnet er einsichtiges Verhalten bei Tieren absolut und deutet weiter eine logizistische Theorie des einsichtigen Verhaltens (Intelligenz) beim Menschen an, die ich ablehnen muß. — O. Selz (Die Gesetze des geordneten Denkverlaufs 1, 1913) behandelt das reproduktive Denken des Menschen von einem dem meinigen recht verwandten Standpunkt aus.
Der Fragestellung gemäß werden die Anordnungen möglichst so getroffen daß nicht leicht Zufallslösungen auftreten können.
Sultan baut zwei Kisten übereinander, wo vorher das Ziel war, nicht wo es eben hängt; das Tier ist vollkommen erschöpft (8. 2. 14).
Sultan schleppt eine Kiste an die Gitterstelle, der das Ziel draußen gegenüberliegt, und dreht sinnlos bald die, bald jene Fläche nach dem Gitter (oder nach, oben?)
Man sieht sich heutzutage gezwungen, in einer ernsthaften Schrift festzustellen, daß die Schimpansen bisher z. B. keinerlei Hinneigung oder Begabung für das Studium von vierten Wurzeln oder von elliptischen Funktionen zeigen.
Besser und genauer in der Physik: „Zustandselementen“. Es würde zu weit führen,wollte ich hierauf näher eingehen. Vgl. z. B. Planck, Acht Vorlesungen über theoretische Physik, 1910.
Vgl. meine Schrift „Die physischen Gestalten in Ruhe und im stationären Zustand“ (Braunschweig 1920).
Ebenso wie (vgl. Selz, a. a. O.) die Reproduktion des Menschen.
Vgl. Abhandl. d. Preuß. Akad. d. Wiss. 1918, Phys.-math. Kl. Nr. 2.
Abgesehen von den Fällen, wo gerade das „Nachahmen“ untersucht werden soll.
Berry, The Journal of Comp. Neurol, and Psychol. 18 (1908); Haggerty, ebenda 19 (1909).
Vgl. Pfungst, Bericht über den 5. Kongreß f. exper. Psychologie 1912, S. 201. Doch geht Pf ungst wohl zu weit; auch der Mensch wird im Bedarfsfall vom Schimpansen „nachgeahmt“, falls er verstanden ist.
Absichtliche Unterweisung der Tiere ist, wie ich mit aller Sicherheit feststellen kann, niemals erfolgt, mit Ausnahme der Fälle, wo ich selbst alles daransetzte, auf diesem Wege etwas zu erreichen.
V. Benussi nenne ich in diesem Zusammenhang trotz seiner schönen Experimente nicht, weil es mir Mühe macht, seine besondere Auffassung der Gestaltfragen (Produktionstheorie) auf die Untersuchung von Tieren zu übertragen.
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Köhler, W. (1921). „Zufall“ und „Nachahmung“. In: Intelligenzprüfungen an Menschenaffen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47574-0_8
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