Schulkarriere – erfolgreich oder schwierig?

Zusammenfassung

In dem Beitrag wird die differenzielle schulische Entwicklung von zwei männlichen Jugendlichen von der 3. Klasse bis zum Abitur einzelfallanalytisch im Längsschnitt untersucht. Theoretischer Bezugsrahmen ist das Modell der produktiven Problembewältigung von Fend, mit dem der Umgang mit Schule als Entwicklungsaufgabe beschrieben werden kann. Im Mittelpunkt stehen dabei der produktive Umgang mit schulischen Misserfolgen und die Entwicklung schulbezogener Einstellungen als Formen der Bewältigung schulischer Anforderungen, das erlebte Lehrkraftverhalten als wesentliches soziales Stützsystem in der Schule sowie Erfolge im schulischen Leistungsbereich. Einbezogen werden zwei Berliner Gymnasiasten mit derselben Klassenzugehörigkeit sowohl in der Primar- als auch in der Sekundarstufe, die an 13 Erhebungszeitpunkten teilnahmen. Sie werden aufgrund ihres Resümees nach Abschluss der Schule und ihrer Abiturnote als Fall mit relativ erfolgreicher und Fall mit relativ schwieriger Schulkarriere unterschieden. Anschließend werden ihre Schulkarrieren rekonstruiert. Differenzielle Entwicklungen in der Sekundarstufe I im Umgang mit schulischem Misserfolg (Misserfolgsattribuierung, schulbezogene Hilflosigkeit, Zufriedenheit mit schulischen Leistungen) und in schulbezogenen Einstellungen (Schulfreude, Lernfreude) werden erkennbar. Das erlebte Lehrkraftverhalten zeigt sich als wichtige Ressource, mit der die Unterschiede in den Entwicklungsverläufen gedeutet werden. Die großen Unterschiede in der individuellen Wahrnehmung derselben Lernumwelt und ihre möglichen Wirkungen werden diskutiert.