Zusammenfassung
In der Bundesrepublik Deutschland treten gegenwärtig jedes Jahr knapp 800.000 Viertklässler in die Sekundarstufe I über (Statistisches Bundesamt 2007, S. 95). Bereits im Vorfeld quälten sich die meisten Eltern mit der Frage, ob und wenn ja, auf welche weiterführende Schule sie ihr Kind schicken wollen. Viele Kinder äußern den Wunsch nach einer bestimmten weiterführenden Schule, um bspw. mit ihren besten Freunden zusammenzubleiben. Dabei stellt sich die Frage, wie gewichtig kindliche Argumente bei dieser Entscheidung sind und, ob Schulentscheidungen nicht grundsätzlich Elternsache sind, da sich Viertklässler schließlich nur schwer vorstellen können, was sie auf der weiterführenden Schule erwartet. Oftmals sind die betroffenen Eltern mit der Entscheidungssituation gegen Ende der Grundschulzeit überfordert. Noch dazu strukturiert das deutsche Bildungssystem die Bildungslaufbahn von Kindern über die erste Bildungsentscheidung schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt; dabei können einmal gewählte Bildungswege nicht beliebig modifiziert werden und sind an institutionell vorgesehene Übergangspunkte gebunden (Blossfeld 1988; Henz 1997). In einer gewissen Weise sind Schulwahlentscheidungen damit immer auch Statusvorentscheidungen (Hansen/Rösner/Weißbach 1986). Einerseits wollen Eltern „das Beste für ihr Kind”, andererseits soll es mit allen Mitteln für den rauen Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Gerade im Zuge der Bildungsexpansion wird immer deutlicher, dass Bildungsabschlüsse den zentralen Stellenwert für die Lebenschancen von Individuen erreicht haben (Geißler 1987, S. 79).
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