Zusammenfassung
Moderne Gesellschaften beschrieb Husén (1974) zu Beginn der 1970er Jahre als lernende Gesellschaften . Beziehen wir einige der Indikatoren, auf die sich Huséns These stützt, auf die deutsche Gesellschaft, so zeigt sich, dass auch auf diese das Etikett lernend passt. Unzweifelhaft hat die Bildungsexpansion spätestens seit den 1960er Jahren zu einem rasanten Anstieg des allgemeinen Bildungsniveaus der Bevölkerung geführt. Lag der Anteil der SchulabgängerInnen mit Hochschulreife1bei den 18- bis 21-Jährigen 1960/61 noch bei etwa 6%, stieg dieser Anteil bis zum Jahr 2002/03 auf knapp 40% an (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2005, S. 88). Aber nicht nur das schulische Lernen dehnte sich aus. Gleichzeitig stieg auch die Beteiligung der Bevölkerung an Bildungsmaßnahmen im non-formalen Sektor. Während in der Mitte der 1960er Jahre etwa 1,7 Millionen TeilnehmerInnen Bildungsveranstaltungen der Volkshochschule besuchten, liegt diese Zahl für 2003 bei 6,8 Millionen (ebd., S. 314). Ein weiteres Merkmal der lernenden Gesellschaft ist, dass sie Lebenschancen auf der Basis des Lern- und Bildungserfolgs der Gesellschaftsmitglieder verteilt. Die Arbeitslosenquote bei Personen mit Hochschulabschluss liegt 2002 bei 3% in den alten Bundesländern und bei knapp 6% in den neuen. Bei Personen ohne berufliche Ausbildung beträgt dieser Prozentsatz in den alten Bundesländern etwa 20%, in den neuen Bundesländern knapp 50% (ebd., S. 415). Und auch die historisch gesehen deutlich gestiegene Verschulung der Kindheits- und Jugendphase (vgl. Ulich 1991, S. 376f) gehört zu den Indizien der lernenden Gesellschaft. So stieg beispielsweise das durchschnittliche Eintrittsalter in die berufliche (Erst-) Ausbildung in den letzten 30 Jahren von 16,6 Jahren (1970) auf 19 Jahre (in 2000; Wahler 2004, S. 15). Zweifelsohne gehört die Schule und damit – auf der Ebene des konkreten Handlungsvollzugs – das schulische Lernen zu einer der ‚Kernbeschäftigungen’ heutiger Kinder und Jugendlicher (Ferchhoff 1999, S. 183-194; Zinnecker 1991).
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Literatur
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Stecher, L., Maschke, S. (2008). Schule, wie sie von Eltern und Kindern gesehen wird. In: Alt, C. (eds) Kinderleben – Individuelle Entwicklungen in sozialen Kontexten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91982-9_10
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