Auszug
Lange Zeit wurden die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern nur mit Blick auf die erzieherischen Absichten der Eltern auf ihre Kinder betrachtet. Veränderungen durch die Kinder auf Seiten der Eltern hervorgerufen, wurden als unabsichtlich und Nebenwirkungen interpretiert. Vor den Hintergrund der Persönlichkeitsentwicklung als lebenslangen Prozess sowie systemtheoretischen Vorstellungen von Erziehung rücken bewusste Beeinflussungen der elterlichen Überzeugungen und Einstellungen durch ihre Kinder—so genannte retroaktive Sozialisationsprozesse—zunehmend in den Vordergrund. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Formen und Bedingungen dieser Einflussprozesse. Hierbei werden historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, der besonderen Bedeutung der Jugendphase sowie inter- und intrapersonellen Bedingungen und ihrem Einfluss auf retroaktive Sozialisationsprozesse Rechnung getragen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Literatur
Ambert, A.-M. (1992): The effect of children on parents. New York, London, Sydney: The Haworth Press.
Baltes, P. B. (1990): Entwicklungspsychologische Lebensspanne. Theoretische Grundsätze. Psychologische Rundschau, 41, 1–24.
Bengtson, V. L./ Troll, L. (1978): Youth and their Parents: Feedback and Intergenerational Influences in Socialization. In: Lerner, R. M./ Spanier, G. B. (Eds.): Child Influences on Marital and Family Interaction. A life-span Perspective. New York: Academic Press, 215–240.
Breitwieser-Jakoby, B. (1996): Veränderungen der Mutter-Tochter-Beziehung durch die Geburt des ersten Kindes der Tochter. Wer beeinflusst wen? Unveröffentlichte Diplomarbeit. Lehrstuhl Erziehungswissenschaft II, Universität Mannheim.
Buhl, M. (1994): Retroaktive Sozialisation zwischen erwachsenen Töchtern und ihren Müttern. Eine qualitative und quantitative Untersuchung. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Lehrstuhl Erziehungswissenschaft II, Universität Mannheim.
Chodorow, N. (1985): Das Erbe der Mütter. Psychoanalyse und Soziologie der Geschlechter. München: Verlag Frauenoffensive.
Franck, B. (1983): Ich schaue in den Spiegel und sehe meine Mutter. Gesprächsprotokolle mit Töchtern. Hamburg: Hoffmann und Campe.
Gerber, J./ Wild, E. (2001): Retroaktive Sozialisationsprozesse als Funktion der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Vortrag gehalten auf der 15. Tagung der Fachgruppe Entwicklungspsychologie in Potsdam.
Grotevant, H. D./ Cooper, C. R. (1986): Individuation in family relationships. A perspective in individual differences in the development of identity and role-taking skill in adolescence. Human Development, 29, 82–100.
Hofer, M. (2003): Selbständig werden im Gespräch: Wie Jugendliche und Eltern ihre Beziehung verändern. Bern: Huber & Lange.
Hofer, M./ Wild, E./ Noack, P. (Hrsg.) (2002): Lehrbuch der Familienbeziehungen. Eltern und Kinder in der Entwicklung. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.
Hofer, M./ Pikowsky, B. (2002): Familien mit Jugendlichen. In. Hofer, M./ Wild, E./ Noack, P. (Hrsg.): Lehrbuch der Familienbeziehungen. Eltern und Kinder in der Entwicklung. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe, 241–264.
Hofer, M./ Kracke, B./ Noack, P./ Klein-Allermann, E./ Kessel, W./ Jahn, U./ Ettrich, U. (1995): Der soziale Wandel aus Sicht ost-und westdeutscher Familien, psychisches Wohlbefinden und autoritäre Vorstellungen. In: Hauck, B./ Schneider, N./ Tölke, A. (Hrsg.): Familie und Lebenslauf im gesellschaftlichen Umbruch. Stuttgart: Enke, 154–171.
Hurreimann, K. (1993): Einführung in die Sozialisationstheorie: Über den Zusammenhang von Sozialstruktur und Persönlichkeit. Weinheim: Beltz.
Inglehart, R. (1998): Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften. Frankfurt, New York: Campus.
Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.) (1985): Jugendliche und Erwachsene’ 85. Generationen im Vergleich. Opladen: Leske + Budrich.
Klewes, J. (1983): Retroaktive Sozialisation. Einflüsse Jugendlicher auf ihre Eltern. Weinheim und Basel: Beltz.
Krappmann, L. (1994): Sozialisation und Entwicklung in der Sozialwelt gleichaltriger Kinder. In: Schneewind, K. A. (Hrsg.): Psychologie der Erziehung und Sozialisation (Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich D, Serie 1, Bd. 1). Göttingen: Hogrefe, 495–524.
Larson, R. W. (2002): Globalization, societal change, and new technologies: What they mean for the future of adolescence. Journal for Research on Adolescence, 12, 1–30.
Mannheim, K. (1928): Das Problem der Generationen. In: Kölner Vierteljahresheft für Soziologie, 7, 157–185 und 309-330. Wieder abgedruckt in Wolf, K. H. (Hrsg.) (1970): Wissenssoziologie. Berlin: Luchterhand, 509-565.
Marcia, J. E. (1980): Identity in adolescence. In: Adelson, J. (Ed.): Handbook of adolescent psychology. New York: Wiley, 159–187.
Mead, M. (1970): Culture and commitment. A study of the generational gap. New York: Natural Hist. Pr., Doubleday.
Melzer, W./ Schmidt, L. (1991). Jugend und Familie in beiden Teilen Deutschlands. In: Melzer, W. et al. (Hrsg.): Osteuropäische Jugend im Wandel. Weinheim: Juventa, 207–220.
Nauck, B. (1989): Individualistische Erklärungsansätze in der Familienforschung: Die rational-chioce-Basis von Familienökonomie, Ressourcen-und Austauschtheorien. In: Nave-Herz, R./ Markefka, M. (Hrsg.): Handbuch der Familien-und Jugendforschung. Band 1: Familienforschung. Neuwied: Luchterhand, 45–61.
Noack, P. (2002): Familie und Peers. In: Hofer, M./ Wild, E./ Noack, P. (Hrsg.): Lehrbuch der Familienbeziehungen. Eltern und Kinder in der Entwicklung. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe, 143–167.
Papastefanou, Ch. (1997): Auszug aus dem Elternhaus. Aufbruch und Ablösung im Erleben von Eltern und Kindern. Weinheim: Juventa.
Plomin, R. (1999): Gene, Umwelt und Verhalten: Einführung in die Verhaltensgenetik. Bern: Huber.
Reinders, H./ Wild, E. (2003): Adoleszenz als Transition und Moratorium. Plädoyer für eine Integration gegenwarts-und zukunftsorientierter Konzeptionen von Jugend. In: Reinders, H./ Wild, E. (Hrsg.): Jugendzeit—Time Out? Zur Ausgestaltung des Jugendalters als Moratorium. Lehrtexte Soziologe. Opladen: Leske + Budrich, 15–36.
Rossi, A. S./ Rossi, P. H. (1990): Of Human Bonding. Parent-Child Relations across the Life Course. New York: de Gruyter.
Stecher, L./ Zinnecker, J. (1993): Kulturelle Orientierungen von Eltern und ihren jugendlichen Kindern. Variationen in gegenwärtigen deutschen Familien und deren Bedingungen. Siegen: Universität-Gesamthochschule Siegen.
Steinberg, L. (2001): We know some things: Parent-adolescent relationships in retrospect and prospect. Journal of Adolescence, 1,(1), 1–19.
Troll, L. E. (1987): Mother-daughter relationships through the life span. Applied-Social-Psychology-Annual, 7, 284–305.
Wiersing, J. (1996): Retroaktive Sozialisation in Abhängigkeit von Dauer und Qualität der Schulausbildung. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Lehrstuhl Erziehungswissenschaft II, Universität Mannheim.
Youniss, J. (1980): Parents and peers in social development. Chicago: The University Press.
Zinnecker, J. (1991): Jugend als Bildungsmoratorium. Zur Theorie des Wandels der Jugendphase in west-und osteuropäischen Gesellschaften. In: Melzer, W. et al. (Hrsg.): Osteuropäische Jugend im Wandel. Weinheim: Juventa, 9–25.
Zinnecker, J. (2000): Selbstsozialisation. Essay über ein aktuelles Konzept. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 20, 272–290.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Gerber, J., Wild, E. (2006). Intra- und interpersonelle Bedingungen retroaktiver Sozialisation in der Postmoderne. In: Ittel, A., Merkens, H. (eds) Interdisziplinäre Jugendforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90278-4_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90278-4_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14662-1
Online ISBN: 978-3-531-90278-4
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)